DS2012 - 1.1

Datenspuren 2012
Voll Verwanzt!

Referenten
Joachim Scharloth
Programm
Tag Samstag - 2012-10-13
Raum Großer Saal
Beginn 16:15
Dauer 01:00
Info
ID 5062
Veranstaltungstyp Vortrag
Track Technik
Sprache der Veranstaltung deutsch
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Gibt es einen sprachlichen Fingerabdruck?

Gängige Irrtümer bei der automatischen Autorenidentifizierung

Der Vortrag setzt sich kritisch mit den theoretischen Grundlagen der automatischen Autorenidentifizierung auseinander und diskutiert datenschutzrechtliche und ethische Fragen, die bei der Erhebung und Verwendung linguistischer Profile auftreten.

Weil Cyberkriminelle keine Fingerabdrücke hinterlassen, suchen Strafverfolgungsbehörden nach anderen Mitteln zur Identifizierung von Personen. Als vielversprechende Methode, die Identität anonymer Schreiberinnen und Schreibern aufzudecken, erscheint ihnen die Analyse ihres "writeprints" (linguistischer Fingerabdruck). Beim linguistischen Fingerabdruck handelt es sich in der Vorstellung von Sicherheitsinformatikern um ein unveränderliches, den Schreibenden nicht bewusstes Set an sprachlichen Merkmalen, das den Stil aller Texte eines Autors prägt. In meinem Vortrag möchte ich aus sprachwissenschaftlicher Perspektive Einwände gegen das Konzept des linguistischen Fingerabdrucks formulieren und den vollmundigen Versprechen der sog. Sicherheitsinformatik eine fundierte Einschätzung über Möglichkeiten und Grenzen der automatischen Autorenerkennung entgegensetzen. Dies soll anhand einer exemplarischen Autorschaftsanalyse zu den Texten der "militanten gruppe" illustriert werden. Zuletzt möchte ich datenschutzrechtliche und ethische Fragen der automatischen Autorenerkennung zur Diskussion stellen: Wo sind die Grenzen des Einsatzes linguistisch-forensischer Methoden? Welche Beweiskraft haben sie vor Gericht? Sollte die Erhebung und Speicherung linguistischer Profile datenschutzrechtlich begrenzt werden?